Ich hasse: Ostern auf dem Land (Gastbeitrag)

Wieso? Fleischweihe!

Großmuttern steht hysterisch am Fenster und fixiert mit Argusaugen, ob schon jemand zur Kapelle gegangen ist. Beachte, man darf nicht der Erste sein („Wie sieht denn das aus.“ – weiß ich bis heut nicht, wie sieht es denn aus? Gierig? Wieso nicht einfach ‚gut organisiert‘? Mögen wir sowas nicht?).
Sobald  sich die erste Nachbarin einen Ruck gegeben hat und den Weihkorbzug eröffnet (weil sie an der Kapelle eine Bewegung geortet und kurzsichtig missverstanden hat – eigentlich war es nur der Dorfperverse, der sich einen guten Beobachtungsposten sichert), beginnt das große Rennen. Beachte, der Letzte darf man auch nicht sein.

Man packt also seinen zenterschweren Weihkorb, hüpft in die vorbereiteten Schuhe und hechtet los. Dann ist man umringt von stumpfsinnigen Menschen die einen dämlich angrinsen, aber nicht mit dir reden – worüber auch. Man erwischt sich dabei, dass man auch dämlich grinst und wünscht, man dürfte bei den Männern sein, die lachend und Bier trinkend hinter der Kuhweide stehen und die Böller zum Schießen vorbereitet haben. Aber leider fehlt mir dazu das Y-Chromosom und ich deshalb steh‘ ich bei den anderen Frauen und Krüppeln. Inzwischen tropft Sabber von einem Baum.

Irgendwann wird dann der Pfarrer (schon leicht angeheitert) hergekarrt, man drückt sich ums Fürbittenlesen, schnappt sich auf gut Glück einen Weihkorb (echt, die schauen alle gleich aus) und darf dann heim. - Aber dann gibt’s Osterfleisch – schon auch irgendwie nett. – Was Vegetarier essen? Keine Ahnung. Sowas gibt’s bei uns nicht.

nada