Ich
war erst vor zwei Wochen in das Appartement gezogen. Es war eine
hübsche kleine Wohnung im zweiten Stock mit einem Schlafzimmer,
einem kleinen Bad und einem Wohnzimmer mit Kochnische. Als Duncan
mich verlassen hatte, war ich sofort zu meinen Eltern aufs Land
geflüchtet. Für volle zwei Monate lag ich im Bett meines früheren
Kinderzimmers und weinte. Manchmal schrie ich, manchmal schlief ich
und ganz selten bewegte ich mich die Stufen hinunter in die Küche um
etwas zu essen. Doch die meiste Zeit weinte ich. Der Verlust des
Geliebten verursachte in mir Schmerzen die ich bisher noch nicht
gekannt hatte. Bevor Duncan beschlossen hatte sein Leben ohne mich
weiterzuführen waren wir vier Jahre ein Paar gewesen. Es war eine
großartige Beziehung gewesen. Bestimmt nicht die Beste aber immerhin
eine Beziehung. Alles war besser als diese Leere, als diese
widerwärtige Einsamkeit.
Schließlich
wurde ich von meinen Eltern genötigt mir eine Bleibe zu suchen und
meinen Weg zurück ins Leben zu gehen. Da ich meinen Job in der Firma
von Duncans Onkel auf keinen Fall behalten wollte, musste ein Neuer
her. Ich fand schließlich einen netten kleinen Buchladen, in dem ich
als Verkäuferin anfing. Der Besitzer des Ladens hieß Sean und war
ein bärtiger Schotte so um die 60. Er roch nach Pfeifentabak
gemischt mit einer Note Marihuana. Ein Althippie eben. Sean hatte
mich wegen meiner Deutschkenntnisse eingestellt um mit Verlagen in
Österreich, der Schweiz und Deutschland zu verhandeln. Dank meiner
Mutter die in Wien geboren und aufgewachsen und erst mit meinem Vater
nach Irland gekommen war, wurden ich und mein Bruder John
zweisprachig erzogen. Die Arbeit in dem Laden gefiel mir gut. Die
Kunden waren freundlich und mit Sean konnte man gut über Musik und
Alkohol reden. Die zwei einzigen Interessen die mir nach Duncans
Verlust geblieben waren.
Es
war kein glorreiches Leben in das ich zurückgekehrt war aber
immerhin war es mein eigenes.
Eines
Tages, als ich nach einem weiteren Tag im Laden nach Hause kam, fiel
mir die Krähe zum ersten Mal auf. Sie saß auf dem Mauervorsprung
vor meinem Haus und krähte laut als ich mich der Eingangstür
näherte. Es klang ein wenig wie Lachen, wie bösartiges Gekicher
darüber, dass ich verdammt war dieses jämmerliche Dasein zu
fristen. Ich hasste diesen Vogel vom ersten Augenblick an. Jeden Tag
als ich nach Hause kam saß er da und sah mich an.
.... to be continued
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