Ich
fing an nach der Arbeit in das kleine Pub in der Nähe meiner neuen
Bleibe zu gehen, in der Hoffnung er würde gegen Abend verschwinden,
doch egal wie lang ich von meiner Wohnung fernblieb, der Vogel war
immer da wenn ich kam und lachte über mich. Natürlich war mir
völlig klar, dass Krähen nicht lachen können und auch, dass dieses
Exemplar es nicht tat und trotzdem ertappte ich mich gelegentlich wie
ich der leisen Stimme in meinem Inneren lauschte die mir erklärte,
dass es doch so war.
Es
war Freitag und ich beschloss mich mit einer Freundin zu treffen und
die wenigen Sozialkontakte die ich noch hatte zu pflegen. Julia war
die Freundin von Duncans bestem Freund und in den letzten vier Jahren
hatte sich eine Freundschaft zwischen uns entwickelt. „Du musst ihn
einfach vergessen Lydia. Er wird nicht wieder zurück kommen“,
sagte sie als sie sich erneut eine Zigarette in den Mund steckte und
anzündete. Bei diesen Worten stiegen mir die Tränen in die Augen,
zum zweiten Mal an diesem Tag. Das erste Mal war es in der Bäckerei
passiert als ich mir in meiner Mittagspause ein Sandwich holen wollte
und vor mir ein verliebtes Pärchen stand das nicht die Finger von
einander lassen konnte.
„Wein
doch nicht, Schätzchen“. Julia strich mir eine Haarsträhne aus
dem feuchten Gesicht und lächelte mich an. „ Du wirst jemand
anderen finden. Jemanden der besser zu dir passt als dieses
gefühlsverkrüppelte Arschloch. Du musst ihn aus deinem Gedächtnis
verbannen. Streich ihn einfach weg“. Ich nickte nur. Diese Worte
hatte ich in den letzten Monaten von so vielen Menschen in so vielen
Varianten gehört und ich war es leid sie einer Antwort zu würdigen.
Den restlichen Abend verbrachten wir mit rauchen, viel Bier und
gelegentlichem Lästern über Menschen die wir beide kaum kannten.
Hauptsächlich Frauen natürlich. Als ich schließlich spät nach
Hause wankte erblickte ich schon von Weitem die Krähe. Ich blieb
stehen und überlegte für kurze Zeit einfach wieder um zu drehen und
zu Julia zu fahren um bei ihr zu übernachten. Wut stieg in mir hoch
weil mich eine so belanglose Sache aus der Bahn werfen konnte. Der
Vogel begann erneut mit seinen widerlichen Lauten die für mich wie
schamloses Gelächter klangen und dabei starrte er mich mit seinen
kleinen schwarzen Augen an.
Ich
erwachte am darauffolgenden Samstag mit einem höllischen Kater.
Hämmernde Kopfschmerzen und ein unerträglicher Geschmack in meinem
Mund weckten mich bereits früh. Mühsam wand ich mich aus meinem
Bett und schlurfte ins Badezimmer. Ich drehte den Hahn auf und lies
das Wasser ein wenig laufen. Dabei blickte ich in den Spiegel und
erschrak vor dem Anblick der sich mir bot. Ich sah genauso aus wie
ich mich fühlte, dachte ich. Als ich mir das Gesicht mit kaltem
Wasser wusch um etwas klarer im Kopf zu werden, fielen mir die Wunden
an den Händen auf. Sie ähnelten kleinen Schnitten und waren
ziemlich tief. „Scheiße“, fluchte ich leise und versuchte mich
zu erinnern woher ich diese Verletzungen wohl haben könnte. Doch
selbst das Nachdenken schmerzte und so kam ich zu dem Schluss, dass
ich mich wohl an einem zerbrochenen Glas geschnitten haben musste.
Später würde ich Julia anrufen um meine Vermutung zu bestätigen.Wieder
stiegen Tränen in meine Augen. Seit der Trennung überkamen mich
diese Weinkrämpfe ständig, egal wo und wann. Meist folgte darauf
die Panik und darauf schließlich die Flucht.
...to be continued
DiMi
DiMi
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