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Donnerstag, 14. Juni 2012

The Human Centipede 2 - Full Sequence (Gastbeitrag)


Copyright by Six Entertainment

Eigentlich finde ich Horrorfilme als Genre nur sehr selten reizvoll, weshalb ich die "Human Centipede-Reihe" des Niederländers Tom Six lange Zeit ignorierte. Das meiste von dem, was ich über die Filme wusste, stammte aus der South Park-Folge "The Human CentiPad", in der Kyle von Steve Jobs zum Mittelteil einer menschlichen Ass-to-Mouth-Kette gemacht wird, weil er den iTunes-Lizenzvertrag nicht sorgfältig gelesen hat.

Als ich jedoch vom interessanten Konzept des zweiten Teils hörte, wurde ich neugierig, also habe ich mir Teil 1 und Teil 2 gleich hintereinander angesehen. Die Prämisse von "The Human Centipede II (Full Sequence)" ist, dass allen Ernstes eine Welt existiert, in der ein kleiner, geisteskranker Mann dermaßen vom Film "The Human Centipede (First Sequence)" besessen ist, dass er selbst einen menschlichen Hundertfüßer zaubern möchte, einfach weil ihn der Gedanke glücklich macht (und geil). Dass er kein ausgebildeter Chirurg wie Dr. Heiter ist, hindert ihn dabei nicht. Ganz im Sinne von "Du musst nur an dich glauben, dann kannst du alles erreichen" geht er vergleichsweise bodenständig und praktisch orientiert ans Werk. Statt einer Narkose gibt's eine Brechstange über den Kopf und da unser Freund natürlich auch kein Operationsbesteck bei der Hand hat, müssen eben Schere und Tacker ran.

Form und Inhalt gehen hierbei Hand in Hand: Während der erste Teil noch über eine recht saubere, kühle und klinische Ästhetik verfügte - ganz im Sinne Dr. Heiters - und die wirklich ekligen Dinge nur angedeutet wurden, fällt die Inszenierung des Nachfolgers schmutzig, heruntergekommen und in düsterem Low-Key-Schwarz/Weiß aus. Alles, was sich im Vorgänger noch in unserer Vorstellungskraft abgespielt hat, wird hier gezeigt - und noch mehr. Zum Beispiel wie eine blutverschmierte, nackte, schwangere Frau schreiend versucht in einem Auto zu fliehen, währenddessen ihr Kind gebiert und um das Gaspedal zu erreichen dem Neugeborenen mit dem Fuß den Schädel zerquetscht.

Spätestens jetzt wisst ihr, ob ihr diesen Film sehen wollt oder nicht. Dem guten Geschmack wird hier regelrecht Scheiße ins Gesicht gespuckt, aber zumindest halbwegs originell - gerade in seiner Funktion als Sequel - und formal gelungen ist "The Human Centipede 2" allemal. Zimperlich sein hilft aber nicht unbedingt beim Sehvergnügen, so viel sei gesagt. Wenn Tom Six eines gelungen ist, dann auf jeden Fall einer der ekelhaftesten und explizit gewalttätigsten Filme aller Zeiten. Und die konsequente Entwicklung einer meisterhaften Marketing-Maschinerie. So meisterhaft, dass ich selbst längst darin gefangen bin: Wie Six den Schockfaktor mit "The Human Centipede 3 (Final Sequence)" noch steigern will ohne straight-up Gore-Porn zu drehen, das will ich definitiv sehen.

Perry Simm

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