http://www.kaeuzchen.at/
Gardegasse 8, 1070 Wien
Das Käuzchen - einst einmal DAS Studentenbeisl, wo sich Hipster- und Bobogesindel gute Nacht sagten und der Feministinnen-Stammtisch gemütlich neben der FM4-Aftershow-Party existierte - ist heute ein eher schwer einzuordnendes Lokal. Stammklientel will sich hier nicht so recht festbeißen, kommt mir vor.
Auch wenn ich sonst ein großer Fan von Fronten bin (sollen die Burschenschaftler in ihren Bettelstudenten und die Emanzen in ihr Café Rosa gehn....ooops das gibt es ja nicht mehr), gefällt mir genau das sehr gut am Käuzchen.
Die Einrichtung versucht sich in einer bizarren Mischung aus Skihütten-Gemütlichkeit und abstrakt-heruntergekommener Beisl-Ästhetik, weshalb ich mich dort auch nicht ganz so wohl fühle. Vor allem aber weil das Thema Sauberkeit ganz offensichtlich nicht unter den Top-10-Prioritäten der Besitzer aufscheint.
Nun, das sei dem Käuzchen aber verziehen. Was allerdings nicht ganz so leicht nachzusehen ist, sind die Klos, die, abgesehen davon, dass sie so groß wie eine Streichholzschachtel sind, widerlich nach Bahnhofsklo stinken und auch ein wenig so aussehen.
Der Service ist weder überschwänglich freundlich, noch desaströs schlecht gelaunt, allerdings könnten Getränke und Speisen (vor allem Speisen!) ein wenig schneller serviert werden.
Falls man sich hier nun die Frage stellt, warum man dieses Lokal eigentlich überhaupt aufsuchen sollte, folgt sogleich die Antwort: das Essen!
Die Auswahl an Speisen bietet sowohl für Fleischesser als auch für Vegetarier genug Abwechslung. Gleichzeitig ist die Speisekarte aber nicht so vollgestopft, wie es in anderen Lokalitäten oft der Fall ist.
Das wirklich besondere am Essen dort ist aber die zweifelsohne frisch gekochte Qualität.
Bestellt man dort zum Beispiel Linsen (mit oder ohne Fleisch - sehr toll!) mit Semmelknödel, bekommt man keine Dosenlinsen von Inzersdorfer mit steinharten Semmelknödeln von Chef Menü, sondern liebevoll gewürzte und langsam vor sich hin gekochte Linsen mit flaumigen Knödeln.
Auch beim Kohlgemüse mit Erdäpfelrösti handelt es sich ganz offensichtlich nicht um Tiefkühlmatsch, sondern eindeutig um frisch geschnippeltes und schmackhaft gewürztes Gemüse. Herrlich!
Über die Qualität der Fleischspeisen kann ich leider nichts sagen außer, dass meine Mitesser (nicht die auf der Nase...) immer begeistert waren.
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass das Käuzchen sich auch bei den Getränken nicht lumpen lässt.
Setzen viele Beisel heutzutage auf die maßlos überteuerten Miniatur-Strongbow-Fläschchen (= der kleine, pickelige Bruder von echtem, irischen Cider), schenkt man im Käuzchen köstlichen Bulmers aus - sogar traditionell mit Eis serviert.
Somit kann man nur sagen: hin ins Käuzchen, genießt das Essen (auch wenn es manchmal etwas länger dauert) und euer Glas prickelnden, köstlichen Cider - auch wenn das bedeutet, dass ihr danach das unschöne Klo aufsuchen müsst.
DiMi
 
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